Erweiterte Realität (Augmented Reality) und Datenbrillen sind beliebte Beispiele für neue Formen der Mensch-Technik-Interaktion in der digitalisierten Arbeitswelt. Oft geht es dabei aber noch um Labor- und Pilotanwendungen oder Einsatzfälle in Großunternehmen. Die Firma Schmaus GmbH in Hartmannsdorf zeigte am 21.03.2018 auf dem Unternehmerforum des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums Chemnitz, dass Datenbrillen auch bei einem mittelständischen Logistik-Spezialisten nutzbringend einsetzbar sind.
Die Schmaus GmbH führte die Datenbrille Vuzix M100 im Kommissionier-Bereich ein und erzielt damit einen doppelten Effekt:
Erstens gelingt ein effizienter und zuverlässiger papierloser Kommissionier-Prozess. Die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter scannt den Barcode am Kommissionier-Behälter, woraufhin Artikel, Stückzahl und Lagerort in der Brille angezeigt werden. Auch bei der Entnahme der Artikel vom Lagerort und beim Ablegen im Kommissionier-Behälter erfolgt jeweils ein Scanvorgang. Auf diese Weise werden Kommissionier-Fehler nahezu vermieden und die Reihenfolge der Auftragsabarbeitung wird strikt eingehalten.
Zweitens leistet die Datenbrille einen wichtigen Beitrag zur Inklusion. Die Firma Schmaus GmbH beschäftigt mehrere gehörlose und gehörgeschädigte Mitarbeiter, die mit der Datenbrille völlig gleichwertig wie ihre hörenden Kollegen arbeiten können. Zusätzlich profitieren sie von der Möglichkeit, dass in der Datenbrille weitere Informationen angezeigt werden können. Dazu zählen sowohl wichtige Nachrichten wie Feueralarme als auch Botschaften, die dem kollegialen Miteinander dienen: „Hans hat morgen 60. Geburtstag und gibt ein Frühstück aus. Da kann die Brotbüchse zu Hause bleiben.“
Die Teilnehmer des Unternehmerforums konnten die Datenbrille im Einsatz beobachten und selbst ausprobieren. Herr Nandor Schmaus berichtete außerdem über den Weg von der Idee bis zum produktiven Einsatz der Datenbrille: Waren die ersten, vor einigen Jahren getesteten Datenbrillen noch klobig, schwer und für einen achtstündigen Arbeitstag völlig ungeeignet, explodierte zwischenzeitlich der Markt, so dass zum Zeitpunkt der Beschaffungsentscheidung ca. 70 Datenbrillen zur Auswahl standen. Ein Kriterium der Auswahl war, ob und mit welchem Aufwand auch Korrekturgläser in die Datenbrille eingesetzt werden können. Der auf dem Podium des Unternehmerforums mitwirkende Optikermeister Jens-Uwe Halir betonte in diesem Zusammenhang, dass der Anteil der Menschen, die eine Sehhilfe benötigen, im digitalen Zeitalter eher noch steigt und eine exakte Anpassung der Datenbrille an den Nutzer ein wichtiger Erfolgsfaktor sei. Dies gelte auch für das Justieren des Datenbrillen-Displays.
Frau Olga Schell, gehörlose Mitarbeiterin der Schmaus GmbH, bestätigte den Teilnehmern des Unternehmerforums, dass sie und ihre Kollegen und Kolleginnen problemlos mit der Datenbrille arbeiten. Dazu trägt auch bei, dass die Interaktion im Kommissionier-Prozess – einschließlich des „Weiterschaltens“ der Anzeige in der Datenbrille – allein über die Scan-Vorgänge mit einem konventionellen Hand-Scanner erfolgt. Auf die noch etwas gewöhnungsbedürftige Bedienung der Datenbrille durch Gesten kann somit verzichtet werden, wie Moderator Dr. Thomas Löffler vom Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum auf Nachfrage erfuhr.
Wichtigste Voraussetzung für den Einsatz der Datenbrille ist aber die durchgängige Digitalisierung der Geschäftsprozesse und der gesamten Warenwirtschaft. „Das Charmante ist, dass wir die Inhalte, die wir auf der Datenbrille zeigen, letztlich auch auf allen anderen Geräten verfügbar machen können.“ fasst Herr Nandor Schmaus den Mehrwert der modular aufgebauten IT-Landschaft seines Unternehmens zusammen.
Für weitere Informationen zum Unternehmerforum steht Ihnen Dr. Thomas Löffler gern telefonisch (+49 (0) 371/531 36024) oder per E-Mail (thomas.loeffler@betrieb-machen.de) zur Verfügung.

