Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Chemnitz |
Datenbrille oder Tablet in der Kommissionierung |
Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Chemnitz |

Vorstellung Herr Macher
Das ist Herr Macher.
Herr Macher ist Fertigungsleiter eines mittelständischen Unternehmens, das innovative Produkte für viele regionale und auch ausländische Kunden fertigt und zusätzliche Dienstleistungen anbietet.
Kundenzufriedenheit und Liefertreue zeichnen Herrn Machers Unternehmen aus.
Mit Weitblick will Herr Macher diesen Status weiter ausbauen, indem er seine Kommissionierprozesse durch den Einsatz moderner digitaler Arbeitsmittel weiter optimiert.
Motivation und Problemstellung
Kundenbestellungen werden mit Hilfe eines ERP-Systems verarbeitet, anschließend in Form manueller Sequenzausdrucke ausgedruckt und dem Kommissionier-Personal übergeben.
Die visuelle Erfassung langer alphanumerischer Sachnummern, bei einer hohen Anzahl von Picks pro Schicht, birgt eine hohe Fehlerquote. Zur Fehlerkorrektur werden Mitarbeiterselbstkontrollen über Kreuz durchgeführt.
Anschließend erfolgt zusätzlich eine 100% Endkontrolle durch Teamsprecher und Mitarbeiter der Qualitätssicherung.
Kann die Fehlerquote gesenkt werden, hat dies zur Folge, dass die zeitintensiven Kontrollzeiten gesenkt werden können.
Herr Machers Ziel ist es, den gesamten Kommissionierprozess dadurch sicherer, fehlerfrei und zügiger im Ablauf zu gestalten.

Online-Anmeldung
Herr Macher findet auf der Webseite des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Chemnitz den Thementag „Tablet, Datenbrille, Miniscanner – Logistik 4.0 für KMU!“.
Gastgeber ist ein bekannter Just-In-Sequenz (JIS) Logistikdientleister, der einen Erfahrungsbericht darüber gibt, welche verschiedenen digitalen Assistenzsysteme er in seiner Kommissionierung ausprobiert hat und wie er dabei vorgegangen ist.
Diese Erfahrungswerte könnten dem eigenen Vorhaben nützlich sein.
Herr Macher beschließt, sich gleich online an der kostenfreien Veranstaltung anzumelden.
Thementag
Zu Beginn des Thementages stellt sich das gastgebende JIS-Logistikunternehmen vor. Es wird erläutert, wie es im Detail vorgegangen ist, um den Kommissionierprozess durch Einsatz digitaler Lösungen zu modernisieren.
Als wesentlicher Aspekt für die erfolgreiche Durchführung des Veränderungprozesses, wurde die rechtzeitige Einbeziehung des Kommissionier-Personals genannt.
Internes Projekt
Um die erfolgreiche Einführung einer neuen Kommissionier-Technologie am Standort zu gewährleisten, initiierte das gastgebende Unternehmen ein internes Projekt.
Klares Ziel war es, die beiden Pick-by-Vision Systeme, 1. Datenbrille und 2. Tablet, in der Produktivumgebung zu testen und eine der beiden Lösungen mit Projektende final einzuführen.
Das Projekt wurde in die Projektphasen Initiierung, Planung, Durchführung und Übergabe eingeteilt.
Es stand ein Budget von insgesamt 35.000 € zur Verfügung, welches nicht überschritten werden sollte. Die Projektlaufzeit belief sich auf neun Monate.
Planung und Durchführung
In der Planungsphase wurde ein Lastenheft erstellt. Dieses umfasste neben technischen Daten auch Schnittstellendefinitionen für die Integration einer neuen digitalen Picksystem-Lösung in die bestehende IT-Systemlandschaft.
Geeignete Lösungsanbieter wurden recherchiert und ausgewählt.
Weiterhin wurde der Aufbau einer Schulungsinsel am Standort und die Qualifizierung interner Trainer mit Testdaten geplant.
Eine Schulungsphase umfasste im weiteren Projektverlauf die Qualifizierung der Mitarbeiter im Umgang mit der neuen Technik.
Mitarbeiterfragebögen und persönliche Gespräche dienten der aktiven Einbeziehung betroffener Mitarbeiter durch Abfrage deren Feedbacks im Umgang mit der neuen Technik – erst für das Pick-by-Vision System Datenbrille, später mit Tablet. Die Erprobung wurde im Sequenzbereich gestartet, mit Backup-Option zur konventionellen Kommissionierung mit Rackzettel.

Evaluierung und Mitarbeitereinbeziehung
Nachdem die Mitarbeiter beide Pick-by-Vision Systeme an einer Schulungsinsel sowie am Arbeitsplatz getestet und durch Fragebögen bewertet hatten, wurden alle Bögen zusammengeführt und ausgewertet.
Aspekte wie Einweisung, Einsatz, Ergonomie, Gesamteindruck, freie Kommentare und ob es sich um einen Brillenträger handelte, wurden berücksichtigt.

Feedback zur Datenbrille
Die eingesetzte Datenbrille vom Typ „Google Glass“ erwies sich für viele Mitarbeiter, über die Tragedauer einer Schichtlänge, als nicht ergonomisch tauglich.
Die ständig wechselnde Fokussierung zwischen angezeigten Informationen auf der Google Glass und dem realen Kommissionierumfeld führte bei Mitarbeitern zu Kopf- und Augenschmerzen. Besonders Brillenträger waren dahingehend eingeschränkt, dass nicht der vollständige Sichtbereich der Kommissionier-Aufgabe in der Google Glass wahrgenommen werden konnte.
Am Gestell herunterhängende Kabel, eine Erwärmung des Akku am Ohrbereich sowie die fehlende industrielle Robustheit, wurden durch Mitarbeiter zurückgemeldet.

Feedback zum Tablet
Beim Einsatz des mobilen Tablets besteht für Brillenträger keinerlei Einschränkung. Der Sichtbereich wird durch die Displaygröße des Tablets, der Darstellungsgröße der Kommissionier-Aufgaben, der Position des Tablets und dessen Entfernung zum Kommissionierer bestimmt.
Ein robustes Indutriegehäuse sichert es gegen äußere Umwelteinflüsse wie Erschütterungen. Es gibt keine störenden Kabel im direkten Arbeitsumfeld des Kommissionierers. Farben signalisieren, ob eine Teilentnahme (Pick) erfolgreich oder falsch durchgeführt wurde.

Projektergebnisse
Durch die Digitalisierung der papierbasierten Rackzettel, mit Einführung einer Pick-by-Vision Lösung, konnte die Anzahl falsch kommissionierter Teile und damit verbundene Prüfzeiten wesentlich gesenkt werden.
In einem Zeitraum von sieben Wochen wurde die Anzahl falsch kommissionierter Teile von 16 auf ein Teil nachweislich gesenkt. Daraus ergibt sich neben einer Effizienzsteigerung ein Kosteneinsparpotential für das gastgebende JIS-Logistikunternehmen. Die Einbeziehung der Mitarbeitermeinungen zur Auswahl des tabletbasierten Picksystems führte zu einer Motivationssteigerung und Entlastung der Kommissionierarbeit.
Einführung
Auf Basis der Projektergebnisse wurde die Tablet-Lösung ausgewählt und im produktiven Umfeld ausgerollt. Das Tablet wurde um eine mobile Halterung ergänzt. Damit kann das Tablet flexibel an verschiedenen Kommissionierwagen eingesetzt werden.
Zusammenfassung
Die Nutzung von Echtzeitdaten mit Tablet, Datenbrille oder Miniscanner schafft messbare Wettbewerbsvorteile in vernetzten Produktions- und Logistikprozessen.
Lieferqualität und Zuverlässigkeit zum Kunden können deutlich verbessert werden.
Herr Macher hat im Thementag erfahren, dass die Einführung speziell von Datenbrillen sehr anwendungsspezifisch ist. Je nachdem wo, wie und wie lange Sie eingesetzt werden soll, unterscheiden sich Benutzerakzeptanz und Nutzen voneinander.
Ein wichtiger Aspekt für die erfolgreiche Einführung solcher digitaler Picksystemlösungen ist die rechtzeitige Einbeziehung der Mitarbeiter, mit Berücksichtigung deren Feedback. Nur wenn Mitarbeiter entlastet werden und einen zusätzlichen Nutzen in der täglichen Anwendung erfahren, wird eine Veränderung am Status quo zum Erfolg führen.
Feedback Herr Macher: „Ich hätte nicht geglaubt, dass das Tablet in der Kommissionierung das Rennen gegen die Datenbrille gewinnt. Das werden wir bei unseren eigenen Betrachtungen berücksichtigen!“
Mit dem neu gewonnenen Wissen entscheidet Herr Macher nun wann, wie und wo er das ermittelte Digitalisierungspotential sinnvoll weiter vorantreibt, sodass ihm weiterer Nutzen entsteht.
Wir unterstützen Sie bei der Digitalisierung
Schreiben Sie uns: projekte@betrieb-machen.de
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